Schulprojekte in Südamerika

Die Idee haben wir schon seit langem – Umweltbildung an Schulen im Bolivianischen Tiefland. Was in Deutschland inzwischen für fast jede Schule selbstverständlich ist, müsste im Kleinen doch auch in Bolivien funktionieren. Über Karin Espinosa (langjährige Mitarbeiterin des Deutschen Entwicklungsdienst) lernten wir Tania Moreno kennen. Sie ist Lehrerin der Klasse 5A am Collegio Filadelfia in Rurrenabaque. Genau wie wir glaubt sie fest daran, dass die Kinder der beste Multiplikator in Sachen Umweltbewusstsein/Umweltschutz sind. Kinder sind nicht nur wissbegierig, sondern tragen ihr Wissen auch weiter in die Familien und zu Freunden. Genau wie in Deutschland, steht und fällt das Engagement der Schüler im Umweltschutz mit dem persönlichen Einsatz der Lehrer. Während ein Lehrer in Deutschland auf die unerschöpfliche Vielfalt des Web und die Informationsvielfalt unzähliger staatlicher und nichtstaatlicher Organisationen, welche sogar kostenlos Arbeitsblätter/-materialien anbieten, zurückgreifen kann – ist sie auf Fantasie und Improvisationstalent angewiesen. Schnell entscheiden wir uns, die Schule zu besuchen. In 12 Klassenräumen und zwei Kindergartenräumen wird parallel unterreichtet bzw. betreut. Bei unserer Ankunft bin ich der irrigen Annahme, es wäre gerade Pause – wegen des ungeheuren Lärmpegels. Ein Irrtum! Tania hat mit ihren gerademal 32 Schülern Glück. In der Nachbarklasse (gleichgroßer Raum) drängeln sich 48 Kinder – das entspricht schon eher der üblichen Klassenstärke. Ein Zimmer weiter wird gerade gesungen, gegenüber laut vorgelesen, die Trillerpfeife des Sportlehrers agiert im Dauerbetrieb – im Stillen fragen wir uns, wie die Lehrer hier enthusiastisch unterrichten können und die Schüler sich konzentrieren sollen. Um 12:30 Uhr mittags ist Schichtwechsel. Da der Platz nicht ausreicht, hat der andere Teil immer von 12:30 Uhr bis 18:00 Uhr Unterricht. Bei einem kurzen Blick in die sanitären Anlagen, komme ich auf eine Toilette für je 150 Schüler! Die meisten von ihnen haben zu hause keine Toilette bzw. kein Toilettenbecken – eine Beschreibung spar ich mir. Stolz macht uns Tania darauf aufmerksam, wie sauber der Fußboden ihrer Klasse im Vergleich zu den anderen ist – das Ergebnis eines Müllprojektes im letzten Jahr. Wir beschließen vorerst, zwei Projekte in ihrer Klasse zu unterstützen. Beide sollen helfen, Müll zu vermeiden und Rohstoffe zu sparen.

Mehrweggeschirr statt Wegwerfgeschirr
Ab März diesen Jahres bekommt jeder Schüler vom Staat täglich eine kostenlose Mahlzeit. Das Essen würde täglich in Wegwerfplastikgeschirr ausgeteilt. Gemeinsam mit Tanja kauft Projekt Regenzeit e.V. für jedes Kind ein Emaille-Gedeck plus Löffel. Die Kinder bemalen "ihr" Gedeck und es verbleibt für den täglichen Einsatz in der Schule. Bewährt sich die Idee, kann sie vielleicht auch auf andere Klassen mit engagierten Lehrern ausgeweitet werden.

Leinenbeutel statt Plastiktüten
Beim Einkauf wird alles zigmal extra in Plastikbeutel eingetütet. Der Müllberg ist immens. Für den Muttertag soll Material für jeweils einen großen Leinenbeutel pro Kind gekauft werden. Jeder Schüler darf den Beutel mit einem Wildtier seiner Wahl aus Amazonien bemalen. Fachübergreifend wir das jeweilige Tier Thema in selbst geschriebenen Geschichten, in Naturkunde und Biologie sein. Die Einkaufstaschen sind ein Muttertagsgeschenk, mit der Bitte, in Zukunft weniger Plastiktüten zu nutzen. Projekt Regenzeit e.V. übernimmt die Materialkosten.

Papierschöpfen in der Oberstufe
Papierverschwendung ist ein weiteres Problem. Ohne Recycling gibt's natürlich auch kein Recyclingpapier. Um den Schülern zu zeigen, wie aufwendig die Papierherstellung ist und dass Altpapier recycelt werden kann, möchte Tanias Kollege gerne Papier schöpfen. Projekt Regenzeit wird ihm einen Mixer zum Zerkleinern des Altpapiers und ein Wasserbecken zur Verfügung stellen.

Erschwerend ist, dass es in Rurrenabaque kein Recycling gibt - einige der üblichen Projektansätze fallen also aus, z. B: Mülltrennung, Altpapier sammeln.

Natürlich kann Tanja auch nicht auf eine Fülle von informativen Webseiten oder kostenlosen Arbeitsblättern zurückgreifen. Noch am selben Abend ging eine Mail an die Umwelt AG des KaSchmiR in Chemnitz. Immerhin haben die Kids und ihre Lehrer seit Jahren Erfahrung in Sachen Umweltprojekte und Materialbeschaffung. Eine erste Rückantwort gab's auch schon - Gleich nach den Ferien stürzen sie sich in die Arbeit.

 

Sind auch Sie Lehrer? Möchten auch Sie unsere Arbeit unterstützen? Nehmen sie mit uns Kontakt auf. Gern sprechen wir mit Ihnen über unsere Projekte im Bolivianischen Tiefland.